Ein Monat

Hallöchen meine Lieben!

Ich kann es selbst kaum glauben, aber ich bin schon seit ganzen 4 Wochen hier in Maputo. Oder erst?! So langsam beginne ich zu realisieren, dass ich wirklich ein ganzes Jahr hier leben werde und ehrlich gesagt gefällt mir der Gedanke ziemlich gut! Ich merke, dass ich mich hier einlebe, ich fange an einen Alltag zu entwickeln und das meiste kommt mir schon ganz „normal“ vor, sodass ich gerade nicht mal wusste was ich überhaupt zu erzählen habe. Das ist doch ein gutes Zeichen, oder?

In meiner Gastfamilie habe ich mich mittlerweile ganz gut eingelebt, ich verstehe mich gut mit Vovo Dina und die vier Empregadas, die Angestellten, sind wirklich total herzlich! Gestern Abend habe ich ihnen ganz stolz die wenigen Wörter die ich mittlerweile auf Shangana sagen kann gezeigt und das war natürlich der Knaller! Sie haben sich vor Lachen gar nicht mehr eingekriegt und die ganze Zeit gerufen „Molungo fala Shangana!, Molungo fala Shangana!“ Nur Vovo Dina fand das nicht so lustig und hat nur grimmig gemeint, Shangana sei eine blöde Sprache und ich solle sie nicht lernen. Na ja, manchmal ist die Gute eben ein bisschen Eigen. Sonst habe ich mich an alles hier gewöhnt, morgens hüpf ich mittlerweile gerne unter die eiskalte Dusche, ich freue mich über verschiedenste Bohnenvariationen mit Reis und mit meinem Zimmer habe ich mich mittlerweile auch angefreundet, denn es wurde „gestrichen“. Jaa, ich weiß Mama, ich rede trotzdem weiter mit Hbonny über einen Gastfamilienwechsel 🙂

Seit Samstag haben wir eine Stadtwohnung in Maputo! Da wir alle in Vororten wohnen , die Chapas nur bis ca 23 Uhr fahren und man Nachts nicht mehr Chapa fahren sollte, haben wir 9 Freiwilligen uns ein Zimmerchen in der Nähe von Ronil gemietet, relativ zentral also. Es ist wirklich nicht mehr als ein mittelgroßes Zimmer in dem zwei große Matratzen liegen, eine Toilette gibt es auf dem Hof sowie teilweise Wasser und Strom. Aber zum Übernachten am Wochenende reicht es allemal und wir haben endlich einen Rückzugsort.

Morgen geht auch unser 3 wöchiger Portugiesisch Unterricht zu Ende, der zwar langweilig aber wenn ich so zurückblicke doch ziemlich hilfreich war. Mittlerweile  kann mich ganz gut verständlich machen, denn nicht viele Mosambikaner sprechen Englisch oder wenn, dann eher gebrochen. Trotzdem verwickeln sie einen gerne mal in lange, lustige, teils aber auch unangenehme Gespräche. Vorallem im Chapa.

Apropos: Chapafahren. Chapas sind hier in Maputo DAS Transportmittel. Es sind Minibusse oder Vans mit einigen Sitzplätzen. Auch so sehen die Chapas hier aus, als würden sie jeden Moment auseinanderfallen oder zur Seite kippen. Zu allem Überfluss werden aber noch ungefähr 10 Mal so viele Menschen hineingequetscht wie normalerweise reinpassen würden. So kommt es dann, dass mal der ein oder andere Po aus dem Fenster guckt, weil sich in das ohnehin schon viel zu volle Chapa doch noch 2 Personen gekämpft haben. Und wenn ich kämpfen sage, dann mein ich das auch so! Ein Chapa kommt angefahren, der Comprador (derjenige der das Geld einsammelt) lehnt sich zwei Meter weit aus der offenen Tür und man meint bei gefühlten 200 Km/h müsste er sofort aus dem fahrenden Chapa fallen, er brüllt die Richtung in die das Chapa fährt und eine riesige Masse von Menschen stürmt auf das Chapa zu. Die Leute drängeln sich mit Ellenbogen in das Chapa, auf Verletzte wird keine Rücksicht genommen, der letzte fällt aus dem schon wieder losgefahrenen Chapa und der Comprador rennt seinem eigene Chapa hinterher und springt noch auf. Im inneren geht der Kampf weiter, denn jeder möchte sich so viel Platz erkämpfen wie nur möglich. Deshalb werden einem Popos entgegen gedrückt in der Hoffnung, man rutscht doch noch einen Millimeter weiter zur Seite. Einen Sitzplatz zu erwischen ist nahezu unmöglich und man bekommt während so einer Chapafahrt schon mal einen steifen Nacken oder einen Krampf im Bein, wenn man mal wieder 1,5 Stunden in einer noch nie gesehenen Position verharren muss. So kommt man aber oft in Gespräche mit den Personen, deren Körperteile man überall kleben hat, weil das die Peinlichkeit verringert.  Achso, es gibt auch keine gekennzeichneten Chapastationen, sie halten einfach irgendwo an der Straße an und diese Ecke hat dann einen Namen, das weiß man dann einfach. Wenn man aussteigen will ruft man und bezahlt beim Aussteigen. So abenteuerlich sich das Ganze auch anhört, ich habe mich schon komplett daran gewöhnt!

Es gibt auch noch die sogenannten MyLove Chapas, das sind Pick Ups auf die sich genauso viele Menschen stellen. Besonders weil es momentan immer heißer wird mag ich den kühlen Wind während der Fahrt sehr gerne, auch wenn man in jeder Kurve droht runterzufallen. Auf so einem MyLove wurden Inga und ich letztens gefilmt, weil es anscheinend eine Seltenheit ist, dass Molungos überhaupt Chapa fahren und dann auch noch MyLove! Das ganze Chapa das hinter uns fuhr hat sich kaputtgelacht und wir waren wohl die Attraktion der gesamten Fahrt. Vielleicht finden wir uns ja auf Youtube wieder?

Das mit der Schwarz-Weiß Geschichte ist sowieso so eine Sache. Ehrlich gesagt, habe ich noch nie so viel darüber nachgedacht dass ich weiß bin aber hier wird man jeden Tag damit konfrontiert, man wird ständig angesprochen und überall ist man das Thema Nummer eins. Selbst unser Chef im Projekt grüßt uns jeden Tag mit „Olá Molungos“. Man wird komplett auf seine Hautfarbe reduziert und das stört mich mittlerweile gewaltig. Auch bei Freunden bin ich mir nie sicher ob sie mich mögen oder meine Hautfarbe. Denn wenn man mit einem Mosambikaner zusammen über die Straße geht, wird man NOCH mehr angestarrt als wenn man alleine dort langgeht. Aber damit werde ich mich wohl abfinden müssen, verstehen tu ich es trotzdem nicht.

Mein Projekt ist immernoch supertoll! Ich habe die Kinder alle in mein Herz geschlossen, aber ganz besonders unseren Neuzugang Jonasse. Der kleine ist 13 Jahre alt, sieht aber aus wie 6. Seine Eltern sind beide gestorben und er hat bei seiner Oma gelebt, die ihn und seinen Bruder 13 Jahre lang in einen kleinen Raum eingesperrt hat. Als er vor knapp 2 Woche zu uns kam, hat er das erste Mal in seinem Leben das Sonnenlicht gesehen. Als mir seine Geschichte erzählt wurde kamen mir wirklich die Tränen, so etwas ist einfach unvorstellbar. Natürlich ist mein Liebling deshalb vollkommen verstört, angespannt, verängstigt, weint ständig und kugelt sich auf dem Boden zusammen, isst alles was auf dem Boden liegt. Wir drei haben uns seitdem er da ist besonders um ihn gekümmert und er hat schon Vertrauen zu uns aufgebaut. Wir laufen immer mit ihm draußen herum und setzten uns in die Sonne, dann kuschelt er sich auch mal gerne an. Die letzten beiden Tage hatten wir sogar das Gefühl, dass er fast ein Lächeln angedeutet hat, das wäre für mich das größte was passieren könnte! Überhaupt liebe ich es, wenn die Kinder im Projekt lachen, denn ehrlich gesagt kümmern sich die anderen Mamas (so werden wir Betreuer von den Kindern genannt) nicht um die Kinder. Sie waschen sie, ziehen sie an, füttern sie uns das wars. Wenn man dann aber Zeit mit den Kindern verbringt, sie einfach nur streichelt oder sie im Rollstuhl übers Gelände fährt, blühen sie so auf! Das ist dann der schönste Moment des Tages. Man könnte so viel mehr aus den Kindern herausholen, wenn man sich nur mehr mit ihnen und ihren Fähigkeiten auseinandersetzen würde. Wir haben schon gesagt, dass wir das mit einigen auch machen wollen, ich bin mir sicher, dass einige sogar sprechen lernen könnten.

5 Tage die Woche, montags bis freitags arbeiten wir im Projekt, dann haben wir Wochenende. Die nutzen wir um uns am Indischen Ozean zu bräunen und die Umgebung zu erkunden. Letztes Wochenende waren wir in Katembe, wir haben gehört dort soll es wunderschön sein, leider hat es aber die ganze Zeit geregnet. Sonntag waren wir, wie es mittlerweile Tradition ist, an der Costa Do Sol, dem Strand von Maputo, wo man immer viele nette Menschen kennenlernt. Dieses Wochenende fahren wir nach Macaneta, das ist etwas weiter weg, es soll ein Traumstrand wie aus dem Bilderbuch sein, darauf freue ich mich schon riesig, vor allem weil es hier wirklich heiß ist!

Und damit liebe Grüße ins verregnete Deutschland!

Hinterlasse einen Kommentar