Archiv für den Monat Oktober 2014

Neuigkeiten über Neuigkeiten

Ja ich lebe noch, entschuldigt, dass ich erst nach über einem Monat einen neuen Bericht verfasse, aber ich finde momentan einfach keine Zeit! Es ist so viel passiert. Aber von vorne:

Wie Ihr ja wisst, hatte ich so meine Probleme in meiner Gastfamilie und habe mich so gar nicht wohl dort gefühlt. Deshalb hat HBonny sich sehr bemüht eine neue Bleibe für mich zu finden.  Am Sonntag bin ich dann also endlich nach 2 langen Monaten umgezogen! Ich wohne jetzt zusammen mit Sandra, meiner Mitfreiwilligen und Projektkollegin in einer neuen Gastfamilie. Wir teilen uns ein großes Zimmer mit zwei Betten, einem Regal und einer Kommode. Und die Familie ist einfach nur toll! Sie besteht aus Antonieta, unserer Mama für ein Jahr und ihren zwei Kindern Andreia (11 Jahre alt) und Gilson (9 Jahre). Es gibt wohl auch noch einen Mann, den haben wir aber noch nicht kennengelernt, weil er immer arbeitet. Außerdem hält die Hausangestellte Marta Haus und Hof ordentlich und bekocht uns sehr lecker! Ach so, Lex, der Hausbewacher lebt auch noch hier, vor ihm habe ich aber ein bisschen Angst, weil er uns immer anbellt und nachts von der Leine gelassen wird. Sandra lacht mich dann immer aus, wenn ich mich nicht traue von unserem Zimmer aus ins Bad zu gehen. Unser Zimmer ist nämlich eine Art angebautes Extra-Haus, das gegenüber vom Haupthaus liegt. Wir haben hier sogar unser eigenes, gefliestes (!) Bad mit Dusche! Im eigentlichen Haus ist eine sehr moderne und wunderschöne Küche mit allem was das Herz begehrt und einem immerzu vollen Kühlschrank! Die Kinder und die Eltern haben je ein eigenes, ebenfalls superschönes Zimmer, und es gibt noch ein kleines Wohnzimmer. Alles ist sehr geschmackvoll eingerichtet.

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Unser neues zu Hause von der Straße aus, ihr seht es ist wirklich schön!

Ihr seht, ich fühle mich hier wirklich super super wohl, was vor allem an meiner Gastmama und den Kindern liegt, die wirklich herzlich zu uns sind und uns wie Familienmitglieder integrieren.

Jetzt habe ich wirklich das Gefühl, dass ich es schaffen werde ein Jahr hier zu bleiben! Denn die Zeit hier ist Gefühlsmäßig eine wilde Achterbahnfahrt, mal bin ich euphorisch und kann gar nicht glauben, dass ich das wirklich alles hier erleben darf, und im nächsten Moment würde ich am liebsten sofort in einen Flieger nach Hause einsteigen.

Im Projekt ist es immer noch toll und ich beginne, eine immer stärkere Bindung zu meinen Süßen aufzubauen. Jonasse, über den ich schon mal geschrieben habe (er heißt übrigens Jamis, da gab es eine kleine Streiterei zwischen dem Padre und den Mamas) hat angefangen zu lachen, heute zum Beispiel hat er sich gar nicht mehr eingekriegt vor lauter Lachen! Und er setzt sich von alleine auf meinen Schoß und kommt kuscheln und wenn ich ihm ein Küsschen gebe grinst er ganz breit. Da geht mir wirklich jedes Mal das Herz auf, wenn man bedenkt wie er noch vor knapp 2 Monaten völlig verkrampft und verängstigt dagestanden hat.

Heute waren Marie und ich mit einigen Kindern im Krankenhaus, da die Dosierung der Medikamente regelmäßig überprüft werden muss. Da kam doch tatsächlich eine Mutter und fragt ganz dreist, was man denn tun könnte „wenn man so ein Kind hat“ und es bei uns „abgeben“ will. Wir dachten wirklich wir trauen unseren Ohren nicht! Aber hier in Mosambik scheinen Kinder mit Behinderung eine Schande zu sein, denn uns wurde gesagt, dass Jamis eingesperrt wurde, weil seine Oma so sehr befürchtete seinetwegen verachtet zu werden, dass sie sich für ihn schämte uns ihn versteckte.

Allgemein merke ich so langsam doch, dass die mosambikanische Kultur, Lebens- und Herangehensweise ganz schön anders ist als in Deutschland, was aber im ersten Moment nicht zwangsläufig zu erkennen ist. Zum Beispiel die Korruption in diesem Land. Natürlich haben wir vorher schon viel darüber gehört, aber letzte Woche ist es mir das erste Mal so Richtig passiert. Sandra und ich kamen vom Einkaufen wieder, da halten uns zwei Polizisten an und verlangen 50 Meticais von uns. Da ist man dann doch im ersten Moment ziemlich baff. Glücklicherweise hatten wir sowieso nur 20, sodass sie sich damit zufriedengegeben haben. Auch wenn das nur 50 ct sind haben wir uns so sehr geärgert! Diese Polizisten haben ihre Machtposition einfach komplett ausgenutzt.

Anderes Thema: unsere Stadtwohnung ist quasi fertig eingerichtet. Wir haben auch schon öfters auf unserem kleinen Herd was leckeres gezaubert, meistens Nudeln mit Käse oder mal eine selbstgemachte Tomatensoße. Als wir unsere Herdplatte einweihen wollten, ist uns allerdings um ein Haar das ganze Zimmer abgebrannt, sogar zwei Mal. Erst ist das Kabel durchgeschmort und beim zweiten Mal hat die rechte Herdplatte Feuer gefangen, aber keine Sorge, es ist alles gut gegangen und wir leben noch.

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Unsere kleine aber feine Küche in der Stadtwohnung bevor sie in Flammen stand.

Leider werden wir die Wohnung ab dem 1. Dezember wieder abgeben müssen, aber Marie und ich werden ab dann an den Wochenenden bei einem Freund übernachten, der ein ganzes Zimmer in seiner Wohnung frei hat, das wir anmieten können. Dann haben wir sogar eine komplette Wohnung die wir nutzen können, mit Küche, Wohnzimmer und Bad.

Jetzt zu den wunderschönen Seiten Mosambiks: die Strände!

Wir waren schon zwei Mal in Macaneta, das ist ca 2 Stunden mit dem Chapa aus Maputo, gerade mal 30 Kilometer weit weg, aber ein Unterschied wie er größer nicht sei könnte! Man kommt aus dem großen, lauten und dreckigen Maputo direkt hinein ins Paradies. Glasklares Wasser, Meilenweit kein Mensch und eine atemberaubende Kulisse! Beim Letzten Mal haben wir sogar einen Wal gesehen der mehrere Male aus dem Wasser gesprungen kam! Da kriegt man schon mal für einen kurzen Moment lang Gänsehaut. Auf dem Rückweg nach Hause hatte ich dann meinen ersten Heiratsantrag so richtig auf Knien, haha.

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Inga und ich in Macaneta

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Weit und breit kein Mensch am Strand von Macaneta

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Anni, Sandra, ich und Lion in Macaneta

Vor zwei Wochen waren wir über das lange Wochenende in Xai-Xai, ca 200 Kilometer nördlich von Maputo. Morgens um 4:30 Uhr ging es für Marie, Sandra und mich auf die lange und unbequeme Reise. Zuerst sind wir nach Chicumbane gefahren, wo zwei Freiwillige von einer anderen Organisation wohnen. Sie haben ein großes Haus nur für sich! Dort sind wir dann eine Nacht lang geblieben und sie sind zu uns in die Stadtwohnung nach Maputo gefahren. Chicumbane war das komplette Gegenteil von dem was wir hier in Mosambik kennen. Es war wie „das klischeehafte Afrika“ wie es in Filmen gezeigt wird. Es gab viele Lehmhütten und überall spielten Kinder im Sand. Als wir dort ankamen, lief uns eine ganze Horde Kinder hinterher, das war eine komische Situation. Abends sind wir dann mit dem Freund einer ehemaligen Freiwilligen noch in eine Bar gegangen und den kompletten Weg bis dorthin liefen wieder Kinder mit uns und haben uns angefasst wie Tiere im Streichelzoo. Irgendwann meinte Afro dann, er ruft die Polizei an, und schwupps waren alle Kinder plötzlich verschwunden. Es war ein netter und lustiger Abend, Afro hat herausgefunden, wieso immer ausgerechnet ICH von den komischsten und aufdringlichsten Männern angesprochen werde, es liegt nämlich an meinen Gedanken. Aha.

Am nächsten Morgen haben wir wieder unsere riesigen und viel zu schweren Backpacker auf unsere Rücken gehievt und sind nach Xai-Xai an den Strand gefahren, wo wir sofort ein Hostel gefunden haben, das DIREKT am Strand war. Wir waren die einzigen Gäste und so hatten wir das komplette 8er Zimmer für uns alleine und es gab Duschen mit fließendem und heißen Wasser, das Ganze für gerade mal 12,50€ die Nacht!

Es war einfach nur wunderschön und der erste richtige Urlaub für uns hier in Mosambik, den wir drei auch wirklich gebrauchen konnten! Bei den Steinen im Meer war teilweise die Erde wie aufgerissen und wir haben haufenweise Mini Korallenriffe gesehen und sind dort entlanggelaufen! Das war wirklich unbeschreiblich, so viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten und die buntesten Farben, Rot, Gelb, Lila, Blau, Grün, auf vielleicht einem Kubikmeter Wasser.

Samstag war dann zufälligerweise auch noch ein großes Festival direkt bei uns am Strand, das wir uns natürlich nicht entgehen lassen konnten. Leider waren wir wirklich die einzigen weißen dort, was den Abend ein wenig anstrengend gemacht hat, weil man nicht mal 2 Minuten einfach nur stehen konnte.

Sonntagmorgen wurden wir dann von einer Südafrikanischen Familie die wir kennen gelernt hatten noch zu einem echten typischen Südafrikanischen Frühstück eingeladen und sind dann wieder zurück nach Maputo gefahren. Denn für Emmi, die Freiwillige aus Finnland mit der ich zusammen gewohnt habe, war eine Überraschungsparty geplant da sie am nächsten Tag Geburtstag hatte. Es wurde eine lange und lustige Nacht, die damit endete, dass wir zu 10 Leuten in unserer Stadtwohnung auf 2 Matratzen geschlafen haben. Am nächsten Morgen ging es dann natürlich auch für alle früh raus, denn wir mussten ja arbeiten.  Und so gingen 4 tolle Tage um.

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Sandra, Marie und ich machen uns vollbepackt morgens früh auf nach Xai-Xai

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Der wunderschöne Blick aus unserem Hostel auf den Strand

Der nächste Urlaub steht bald wieder an, denn Sandra muss aufgrund von Visaproblemen wahrscheinlich wieder zurück nach Hause, sie möchte aber natürlich wenigstens noch Tofo gesehen haben, deshalb werden wir ein paar Tage dort verbringen.

Und jetzt zu dem von vielen langersehnten Tagesablauf:

Morgens stehe ich gegen 7 Uhr auf, duschen etc.

Um 7:30 Uhr machen Sandra und ich uns dann durch die tiefen Sandstraßen auf zur Chapastation, ca 5 Minuten von unserem zu Hause auf Zeit, warten auf ein Zimpeto oder Michafutene Chapa und fahren eine knappe halbe Stunde zum Projekt.

Im Projekt angekommen werden die Kinder nach dem waschen angezogen und in den Aufenthaltsraum getragen bzw. geschoben, einige können auch eigenständig gehen. Dort bereiten wir dann das Frühstück vor und füttern die Kinder. Danach bringen wir einige Kinder zur Physiotherapie. Dann haben wir meisten noch eine gute Stunde wo wir einfach mit den Kindern rumlaufen oder spielen.

Um 9:30 Uhr Frühstücken wir dann und spielen danach wieder mit den Kindern und holen wieder Kinder aus der Physiotherapie.

Um 11:30 Uhr gibt es für die Kinder Mittagessen, danach bringen wir sie ins Bett und räumen den Saustall auf.

Von ca 12:30 bis 13:30 haben wir dann Mittagspause, wo wir mit allen Mitarbeitern zusammen zu Mittag essen.

Danach werden die Kinder wieder gewaschen, gewickelt, frisch angezogen und in den Aufenthaltsraum zurück gebracht.

Dann ist es meistens auch schon mindestens 15 Uhr und wir haben frei.

Dann fahre ich entweder nach Hause weil ich Wäsche waschen muss, wir fahren in die Stadt, auf einen Markt oder treffen uns bei jemandem zu Hause. Wir waren auch schon mal schwimmen und werden ab morgen das Fitnessstudio bei uns um die Ecke mal ausprobieren.

Gegen 19 Uhr gibt es in unserer Gastfamilie Abendessen, was wir zusammen mit Antonieta zusammen vorbereiten. Dann wird zusammen gegessen, abgespült und Fernsehen geschaut. Abends Skype ich mit meinen Lieben, lese, höre Musik oder schaue eine Serie, wie in Deutschland halt auch.

Freitags fahren wir nach der Arbeit immer in unsere Stadtwohnung, kochen uns was leckeres oder kaufen uns das beste Knoblauchbrot bei SuperSpar 😀 Entweder gehen wir dann abends aus in eine Bar, zu einem Konzert oder auf Geburtstage von Fremden zu denen man eingeladen wird. Tagsüber fahren wir gerne an den Strand und entspannen.

Das wars auch schon, besonders spektakulär ist es also nicht.

Aber eins muss ich noch loswerden: Ich finde ich kann schon ganz schön gut Portugiesisch! Ich wurde auch schon öfters für eine Portugiesin oder Brasilianerin gehalten, haha 😀 Oh, und oft werden wir auch gefragt ob wir untereinander Afrikaans sprechen, da das ja sehr ähnlich klingt. Oder wir werden für Geschwister gehalten, nur weil wir weiß sind. Auf dem Festival in Xai-Xai hat sogar einer gefragt, ob der weiße Künstler auf der Bühne unser Vater sei.

Und damit tschüssi und bis zum nächsten Eintrag.

Hab Euch alle lieb und vermisse Euch ♥